Afrika 2022-2023


Türen am Berg

Von unserem abgelegenen Übernachtungsplatz am Fuss der Tafelberge kurz nach dem Ksar Aulad Dabbab sahen wir weit oben am Berg sowas wie Bauten. Also sind wir da hoch gewandert und erreichten ein zwar menschenleeres, doch wohl von Hirten und Bauern noch genutztes Höhlenhäuserdorf.

Die Behausungen hatten jedenfalls Türen, geschlossene und intakte:

Südlicher geht nicht

Auf Nebenstrassen, Pisten und offroad grosse Kreuzungen mit Checkpoints umfahrend, kommen wir recht weit in den Süden. Doch nach Kambout war Ende der Fahnenstange bzw. Anfang des Mastbaums. Wir dürfen dann noch bis Remada, wo es angeblich möglich sein soll bei der Garde National eine Authorisation zu erhalten.

Anderntags zeigte sich, dass dies trotz dem Bemühen der freundlichen Beamten vor Ort doch nicht geht. Also ging’s, zuerst wieder nordwärts am ersten Checkpoint nach 10km ganz ordnungsgemäss vorbei und den zweiten nach 30km ausserordentlich umgehend, ungesehen doch noch auf einer Piste nach Westen ins menschenleere Sperrgebiet, wo wir der “Pipeline-Piste” nach Norden folgen.

Café Grand Erg

Etwa ein Zehntel des Grand Erg Oriental, des grössten Sandmeers der Sahara, liegt in Tunesien, im Osten begrenzt durch das Dahar Bergland und in Norden durch das Sumpfgebiet Chott el Djerid.

Die kleine Oase Ksar Ghilane liegt am östlichsten Rand …

die grosse Oase Douz am nördlichen …

und dazwischen viel viel Sand – und mittendrin natürlich das “Café Grad Erg”.

Rund um den Chott el Djerid

Der Chott el Djerid ist ein riesiger, abflussloser Salzsee und liegt in der grossen Depression, die Tunesien zentral durchzieht. Seine Oberfläche liegt nur knapp über dem Meeresspiegel, verkrustet im Sommer zu einer salzigen Ebene und verschlammt während der winterlichen Regenfälle. Ganzjährig zu überqueren ist er seit 1979 auf einem fast 30km langen Damm. Doch wir entschieden uns für die Umrundung und fuhren erstmal gen Westen, dann auf der grenznahen Strasse nach Norden, wo wir bereits einen Blick über den neu errichteten Wall auf Algerien werfen können, und danach durch das “Land der Dattelpalmen” und am Fuss der nördlichen Berge wieder weit weit nach Osten.

Durch die Gorge in die Berge

Die Gorge de Hayfa liegt zwischen der RR124 und Saket, von wo wir über das Gebirge des Djebel Biadha (1121m) nach Sened fahren wollen. Als wir aber in Nchiou ahnungslos nach rechts auf die RR124 abbiegen, ertönt hinter uns lautes Geschrei und Getriller. Ich halte an, steige aus und schon steht Herr Organ vor mir und erklärt, die Strasse sei für Touristen gesperrt. Auf die Frage warum, deutet er gegen Himmel und erklärt “c’est pour vous” und einige Kilometer weiter auf der Polizeistation das selbe Geschwafel. Es gäbe ja schliesslich eine Schnellstrasse nach Sened.

Wir fahren also zurück und ca. 50km nach Osten und weil’s danach schon Abend ist,  übernachten wir in den Hügeln von Belkhir.

Anderntags dann biegen wir wieder, jetzt halt nach links, in die RR124 ab und fahren unbehelligt von Organen zur Schlucht, wohl eine der engsten befahrbaren die es gibt.

Gelohnt hat sich der Schnippchen schlagende Umweg nicht nur wegen der Gorge. Denn auch die folgende Fahrt in die abgelegenen Berge auf mehr als 1000m über Meer führt durch beeindruckende Landschaften.

Phosphat-Minen und Rommel-Piste

In der Region um die Stadt Metlaoui wird seit über hundert Jahren Phosphat abgebaut. Mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen, wie man zum Beispiel hier nachlesen kann.

Wir haben uns die Versehrungen oben an den Hängen der dortigen Tafelberge angeschaut.

Dagegen sind natürlich die Verletzungen an der Falaise durch den Bau der sogenannten Rommel-Piste, einem extrem steilen Betonplatten-Strässchen welches uns wieder runter in die Ebene des Chott El Rharsa führt, vernachlässigbar.

Tozeur

Die Oase Tozeur lebt traditionellerweise vom Dattelanbau und ist für seine alte und moderne Lehmziegelarchitektur bekannt.

Für beides wird in den Palmerien und den Briqueteries oft in prekären Verhältnissen hart gearbeitet.

Der Tourismus hat die Stadt aber stark verändert. Hierzu mein ganz persönliches Beispiel: Beim Belvédère Felsen einst (vor 43 Jahren) und heute.

Bienvenue en Algérie

Die tunesischen Grenzer bei Hazwa staunten etwas und die algerischen auf der anderen Seite vor Taleb Larbi noch etwas mehr, als wir allein und ohne Guide hier antraben. Sie weisen uns an, uns zu den 20 Fahrzeugen der schon fünf Stunden wartenden italienischen Reisegruppe zu stellen, die Pässe abzugeben und ebenfalls zu warten. Wir tun dies und stellen uns auf einen längeren Aufenthalt hier ein.
Doch bereits nach einer Stunde hat die Polizei “unseren Fall” bearbeitet und wir dürfen vorrücken und erhalten nach einer weiteren halben Stunde vom Zoll den Fackel “Titre de Passage en Douane” und unsere Pässe zurück. Nachdem wir schliesslich noch die Auto-Versicherung gelöst haben, heisst man uns Bienvenue in Algerien und wünscht uns Bonne Route.

Anderntags am ersten Checkpoint, nach 25km auf algerischen Boden und kurz nach dem ersten Biwak in algerischem Sand des Grand Erg Oriental, fragen uns die Gendarmen, ob wir nach Djanet unterwegs seien. Überrascht von der Harmlosigkeit der Frage und der Möglichkeit, die sich da auftut, beschliessen wir spontan genau dies zu sein, obwohl das gar nicht geplant war. Also treiben wir in El Oued Geld und SIM-Karten auf und fahren auf einer neuen Route direkt in den Süden.

Von El Oued nach Illizi

Algerien ist gross, sehr gross, mit fast 2.4 Mio Quadratkilometern das grösste Land Afrikas und das 10. grösste der Welt und damit rund 58 mal so gross, wie die Schweiz. Dem entsprechend sind auch die Distanzen und die Grossräumigkeit der Landschaften.
Auf der 1200km langen Strecke von El Oued durch den Grossen Erg Oriental, über das Plateau du Tinrhert und zwischen dem Erg Issaouane und dem Erg Idehan Ubari hindurch bis Illizi, das 800km Luftlinie weiter südlich am Nordrand der Gebirgskette Tassili n’Ajjer liegt, waren wir gemütliche vier Tage unterwegs.

Bis Hassi Messaoud, im Dünengebiet Dokhara, beeindrucken die erfolgreichen Anstrengungen die Wüste fruchtbar zu machen (Gaddafi hätte Freude daran).

Das Gebiet um Hassi Messaud ist stark durch Ölförderanlagen, Gasfackeln und russgeschwärztem Sand geprägt.

Durch den Grossen Erg führt die Strasse über die breiten Ebenen zwischen den gewaltigen, wunderschönen Dünenketten.

Ab Hassi Bel Guebbour über das Plateau du Tinrhert bis weit über Ohanet hinaus nach Osten wähnt man sich wie auf einer riesigen Baustelle – sowohl landschaftlich, als auch kulturell.

Von der Fahrt via In Amenas nach Illizi, auf unmerklich ansteigenden Plateaus, über steile Falaisen und durch ausgedehnte Reggebiete, bleiben vor allem die spektakulär angelegte Strasse über ein veritables “Sandgebirge” und die hirnrissige Autobahn auf den letzten 30km in Erinnerung.

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