Algerien


Begegnungen

Unsere Begegnungen mit den Menschen im südlichen Algerien waren bis jetzt ausschliesslich freundlich bis herzlich, entspannt und unkompliziert. Die sich ergebenden Kontakte beschränken sich aber weitgehend auf Männer, ausser man trifft auf eine der nordalgerischen Reisegruppen, die sich über die raren Touristen hier (übrigens fast ausschliesslich Italiener) geradezu überschwänglich freuen.
Auch fotografieren lassen sich die Männer richtig gerne 😉

Die Verdammten dieser Erde

Es gibt Menschen, die haben nichts, oder das Wenige, was sie hatten, wurde ihnen genommen. Sie gehören nicht zu den Profiteuren, schon gar nicht zu den Privilegierten. Sie reisen nicht mit einer Kreditkarte in der Tasche vom Norden in den Süden, sondern mit einem Plastiksack in der Hand vom Süden in den Norden. Sie fahren die Tausenden von Kilometer nicht bequem im Camper, sie gehen diese zu Fuss, humpeln der Strasse entlang. Sie wollen ins gelobte Land und wissen noch nicht, dass man sie am Reichtum ohnehin nicht teilhaben lassen wird. Wahrscheinlich ahnen sie es, sie spüren ja die Härte, mit der die Fahrzeuge an ihnen vorbei donnern. Wer sie mitnimmt macht sich strafbar, wird zum Schlepper, kriegt hohe Geldbussen und droht ins Gefängnis zu wandern. Manche halten an, auch wir, geben etwas zu Essen und zu Trinken und lassen sie dann weiter gehen … die Verdammten dieser Erde.

Djanet

Djanet hat sich entwickelt, vom verschlafenen Wüstenkaff zum fast schon pulsierenden Kleinstädtchen mit viel Militär, moderner Infrastruktur, Müll und dem alten Hotel/Camping ‘Zeriba’, heute geführt vom auch schon alten Sohn des Alten. Trotz dem asphaltierten Zugang und dem Flughafen findet man hier nur wenige Touristen vor. Die meisten sind Einheimische aus Nord-Algerien, daneben eigentlich nur eine Handvoll Italiener.

Trotzdem scheint die Zeit an einigen Ecken still gestanden zu haben;
vor 43 Jahren …

und heute:

An Gräbern vorbei nach Westen

Unweit nördlich von Djanet verlassen wir die Strasse, durchqueren den Erg Admer, fahren über Regebenen und Oueds entlang direkt nach Westen und gelangen so, nach 260km und zwei Begegnungen, bei Serouneout unbemerkt auf die von Fort Gardel (alias Bordj el Haouas) kommende RN55. Die bis dorthin asphaltierte Strasse verkommt aber bald wieder zur geschobenen Piste mit Wellblech und penetrantem Fechfech, die, wo nur möglich, auf Varianten gemieden wird. Von den seltenen Fahrzeugen die dort verkehren, sieht man deshalb meist nur Staubwolken in der Ferne.

Für die Strecke haben wir uns Zeit gelassen, gibt es doch unterwegs zahlreiche archäologische Rätsel: Tumuli, Steinkreise, Antennen und Schlüssellöcher, die meisten wahrscheinlich Gräber.

Vom Norden auf den Assekrempass

Auf dem Assekrem zu stehen, neben der Eremitage von Charles de Foucauld auf über 2700m, über den Hoggar zu schauen und den Sonnenuntergang abzuwarten, das hört sich vielleicht etwas romantisch an, wollte ich aber unbedingt einmal erleben.
Da der Zugang von Süden stark reguliert ist und wir eh von Norden her kommen, entscheiden wir uns für die Überschreitung bzw. Überfahrung von Hirafok her nach Tamanrasset. Ein unsicheres Unterfangen, gilt die nördliche Piste auf den Berg doch als “cassée” und niemand scheint zu wissen, wie es dort wirklich ausschaut. Die einigermassen lapidare Auskunft der Einheimischen in Idless und Hirafok lautet “avec quatquat ça va – normalement”.
Also fahren wir los und erleben den Normalfall so: Nach einigen schon recht schwierigen Stellen auf der ersten Hälfte der 75 km langen Strecke ist die Piste später zu weiten Teilen so gut wie inexistent bzw. unbefahrbar und die Sache wird quasi zur Offroad-Fahrt. Es bleibt, den alten Spuren unserer ebenso bescheuerten Vorgänger durch Geröllfelder, über tiefe Gräben und entlang von Bachläufen langsam und geduldig zu folgen, Steine zu schichten und Felsbrocken wegzuschaffen, um so schliesslich die Südroute und kurz danach den Assekrempass auf 2570m über Meer zu erreichen.

Alors ça va – normalement – und die Landschaft löhnt es einem.

Assekrem oder über dem Ahaggar

Hundert Meter über dem Pass, am Rand des grossen Gipfelplateaus des Assekrem (2780m) liegt die Einsiedelei (2670m) des kürzlich heilig gesprochenen Père Charles de Foucauld. Hier leben momentan zwei Mönche, einer aus Spanien und einer aus Italien, und leben seine Askese in dieser Abgeschiedenheit weiter.

Mit der Ruhe ist es heutzutage aber zumindest abends oft nicht mehr weit, gehört die Tour hier hinauf doch für Touristen zum Muss. Verständlich, bei diesem erhabenen Ausblick.

Und runter in den Süden …

Die ausgebaute Piste vom Assekrem runter nach Süden ist holprig und wellblechig und wird wohl auch “bald” asphaltiert sein.

Da wir uns noch eine ganze Weile bei den schönen Gueltas von Afilal gönnen, übernachten wir nochmals vor Tamanrasset.

… nach Tamanrasset

Tam war nie wirklich schön, aber es pulsiert, ist irgendwie multikulti und gefällt uns sehr.

Ausserdem kommt man hier im ‘Caravanserail’ sehr sympathisch unter, isst abends in den kleinen, einfachen Restaurants sehr gut und kriegt im grossen, gediegenen Hotel ‘Tahat’ an der Bar auf der Dachterrasse sogar ein Bier.

“Versteinerte” Bäume bei Foggaret Ezzaouia

Foggaret Ezzaouia liegt etwa 40km nordöstlich von In Salah und ist auf einer Strasse erreichbar. Nach nochmals 20km auf Pisten und einigen Kreuz-und-Quer-Fahrten über Reg haben wir sie gefunden, die 200-300 Millionen Jahre alten Bäume bzw. deren Nachbildungen aus Stein.
Auf Wikipedia findet man dazu folgende Erklärung:
“Weil die Hölzer zunächst durch Sedimente luftdicht abgedeckt wurden und in ihre Zellen anschließend Kieselsäure eindrang, versteinerten sie im Laufe von Jahrmillionen. Durch Erosion kamen sie wieder ans Tageslicht. Es handelt sich dabei nicht um eine „Versteinerung“ im wörtlichen Sinne, da die organischen Substanzen bei solchen Vorgängen nicht in Gestein umgewandelt, sondern durch Gestein ersetzt werden.”

Spezieller Dank gebührt dem Sijahi alias Andi, der uns im Wüstenschiff-Forum hilfreiche Tipps zu den Fundstellen gab.

Nächste Seite Vorherige Seite