Trotz der Temperaturen von bis zu 40°C abseits der Küste halten wir am Plan fest, auch Guinea Bissau zu besuchen. Dazu kehren wir erstmal nach Ziguinchor zurück und ergattern uns auf dem dortigen Consulado des Landes die nötigen Visa. Nach einigen weiteren Besorgungen, 20km Fahrt und dem einfachsten Grenzübertritt auf unserer bisherigen Reise befinden wir uns in São Domingos im Norden Guinea Bissaus. Und auch hier lockt das Meer, das wir auf einer anstrengenden Piste durch unterdessen subtropischen Wald beim kleinen Ort Varela erreichen.
Guinea Bissau
Die Stadt Bissau
Wie auch in anderen ehemals portugiesischen Kolonien vermischten sich auch in Guinea Bissau die Europäer munter mit den Einheimischen und die Mischlinge bekamen dank dem Einfluss der Jesuiten den Status von freien Menschen. So entstand die neue Gesellschaft der Crioulos (Kreolen) mit eigenständiger Sprache und Kultur, in welche sich auch die rein europäischen und afrikanischen Familien weitgehend integrierten.
Nach einigen Tagen in Varela fahren wir weiter in die Hauptstadt Bissau, wo wir nahe der Hafenverwaltung einen Standplatz an zentraler Lage finden und schon nach kurzer Zeit feststellen können, dass hier wirklich alles anders ist, als im Senegal oder in Gambia. Endlich mal wieder eine Stadt in der man das Auto verlassen kann, ohne sofort von Toubab schreienden und bettelnden Kindern, Geschäfte witternden „Freunden“ oder klugscheissenden Neppern umringt zu werden. Keine Menschen, die man fast beleidigen muss, um sie loszuwerden. Nein, solche, auf die man aus freien Stücken zugehen kann, um eine Frage zu stellen und von denen man sich dann nett verabschiedet, weil man eine Antwort erhalten hat. Keine Kindersklaven von kriminellen Marabouts, keinen von sektiererischem Islam geprägter Alltag, sondern von Toleranz und Solidarität (nur noch 45% Muslime, nicht 92% wie in Senegambia). Crioulos, Schwarze und Weisse zusammen auf der Strasse, in den Restaurants oder bei der Arbeit. Wir finden es einfach wohltuend entspannt in dieser Stadt!
Abstecher nach Saltinho
Nach dem schönen Aufenthalt in der Hauptstadt sind wir nun auch gespannt auf das Landesinnere von Guinea Bissau und machen erstmal einen Abstecher zu den südöstlich liegenden Stromschnellen des Rio Corubal bei Saltinho. Hier sind wir nicht die einzigen, die vor der kaum mehr erträglichen Nachmittagshitze ins Wasser flüchten.
Bei der Rückfahrt nach Bambadinca machen wir bei einem der unzähligen Dörfern halt, um uns einen der aus Bambus gefertigten Hocker zu erstehen. Und auch hier führt die freundliche und unaufdringliche Art der Guineer dazu, dass wir uns wohl fühlen und etwas verweilen. So kommen wir ins Gespräch und mein Interesse an Schnitzholz wird sofort hilfsbereit aufgenommen. Zwei junge Männer nehmen mich mit in den Wald und schlagen für mich ein Stück von einem Senegalesischen Palisander.
Via Pirada zurück in den Senegal
Saltinho war der südlichste Punkt unserer Reise und wir sind nun eigentlich auf dem Heimweg. Da die extreme Hitze ein entspanntes Reisen ohnehin kaum mehr zulässt, wollen wir erstmal zügig zurück nach Mauretanien. Den Niokola Koba Nationalpark im Osten vom Senegal wollen wir allerdings nicht auslassen und so machen wir uns auf den Weg nach Pirada, dem östlichsten Grenzübergang zwischen Guinea Bissau und dem Senegal.
Von Bambadinca kommen wir vorbei an Reisfeldern schon bald nach Bafatá, die mit knapp 30’000 Einwohnern zweitgrösste Stadt des Landes. Das koloniale, portugiesisch geprägte Quartier unten am Rio Geba ist ausser der renovierten Kathedrale heruntergekommen und wirkt verlassen. Auch das Restaurant mit Schwimmbad hat seine besten Tage hinter sich, wir bekommen aber immerhin noch ein schön kaltes Bier.
Danach geht’s weiter bis nach Gabú, wo wir auf eine ganz passable Piste in den Norden abbiegen. Die Piste führt durch grössere, noch zusammenhängende Urwaldstücke, was dem hiesigen Schutzprogramm zu verdanken ist. Kurz vor der Grenze fahren wir von der Piste in ein trockenes Flussbett, stellen uns in den Urwald und geniessen einen paradiesischen letzten Abend in Guinea Bissau trotz Hitze und etlicher Moskitos.
Anderntags sind wir dann schon früh in Pirada und nach korrekten und recht effizienten Prozedere haben wir die Grenze schnell hinter uns. Doch schon im nächsten Dorf, wo wir uns ein Eiersandwich machen lassen, wird uns klar gemacht, dass wir wieder im Senegal sind.