Ab der Grenze werden wir von der Gendarmerie eskortiert, denn eigentlich wollen wir ja direkt nach Rabouni in die Flüchlingslager der Sahraoui. Da wir dafür aber ad hoc von der Polisario kein Laisser-Passer erhalten, geht’s erstmal nach Tindouf zur Police.
Wie’s der Zufall will, treffen wir dort auf zwei alte Bekannte vom letzten Jahr, die richtig Freude haben, uns wiederzusehen, die uns behilflich sind, Geld zu wechseln (was hier nur schwarz geht) und zu SIM-Karten von Mobilis zu kommen, und uns schliesslich unserem Wunsch entsprechend auf dem Hof des Hotels Djebilet mitten in der Stadt zurücklassen.
Irgendwie fühlen wir uns hier wie zu Hause, bewegen uns komplett frei, gehen in der Stadt einkaufen und essen und werden von vielen Leuten wiedererkannt.

Anderntags versuchen wir im Headquarter der Polisario eine Autorisierung für den Zugang zu den Sahraoui-Lager zu erhalten. Wir hätten dort eine Inspektion über die Verwendung von an das Erziehungsministerium gespendetem IT-Material im Wert von mehreren Zehntausend Franken vorzunehmen.
Keiner der zuständigen Bürokraten liess sich jedoch dazu herab, mit uns zu reden und wir wurden von arroganten Funktionärsschnöseln mit dem Versprechen uns telefonisch zu kontaktieren, immer wieder abgewimmelt und belogen. Da diese Verweigerung nun schon seit langem so geht, kommen wir nicht darum herum, zu konstatieren, dass die Polisario-Administration zumindest in dieser Sache etwas zu verbergen hat.
Beschämt darüber, in diese marode Truppe seit Jahren Vertrauen gehabt zu haben, enttäuscht von der duckmäuserischen Passivität der NGO SUKS, mit der ich zusammen gearbeitet habe, und traurig darüber, so viel Energie und Material verschwendet zu haben, beschliesse ich, meine Unterstützung für die Polisario hiermit zu beenden.
Schade, dass die dringlichen Anliegen der sahraouischen Bevölkerung von geschliffenen Sesselfunzies bloss noch verwaltet bzw. von paternalistischen Mutlosen oft zum Selbstzweck degradiert werden. Echte Sahraoui-Solidarität wird so heimatlos!

Erfreulich hingegen, dass wir am nächsten Morgen die Stadt ohne Polizeieskorte durchqueren und ohne Gendarmerieeskorte nach Osten verlassen können.