Casablanca oder der lange Weg zum Teil

Am 21. Dezember fahren wir nach Laâyoune zur Extra Tec, doch schon unterwegs wird unser Enthusiasmus gedämpft, denn wir erhalten eine Benachrichtigung von UPS, das Paket mit dem Ersatzverteilergetriebe sei wieder im Lager in Casablanca und warte auf die Verzollung. In der Hoffnung das sei eine Falschmeldung, harren wir den regnerischen Tag hier aus, fahren aber nach einer Nacht vor der Garage in der Stadt frustriert zurück nach Foum El Oued, wo wir die Weihnachtstage verbringen.

Da alle weiteren Anfragen bei UPS per Mail unbeantwortet bleiben und wir nicht mehr untätig rumsitzen und warten wollen, sprechen wir am 26. Dezember beim Douane in Laâyoune vor, wo uns erklärt wird, dass wir persönlich in Casablanca antraben müssten, um die Gebühren bezahlen zu können, was von hier aus trotz der angepriesenen Online-Zollservices nicht ginge. Danach kriegt Susan auch das erste Mal UPS Maroc an die Strippe, die sich aber ebenfalls nicht in der Lage sehen, die Zollabwicklung in nützlicher Frist zu erledigen; trotz bezahltem Expressservice ginge dies 2-3 Wochen.
Umgehend nehmen wir deshalb die 1100km nach Casablanca in Angriff und fahren los. Doch nach 570km via Tarfaya, Tan-Tan und Guelmim, wir erreichen beim Eindunkeln gerade den ersten Kreisel von Tiznit, verabschiedet sich das provisorisch reparierte Verteilergetriebe erneut mit einem Knall. Wir sind also wieder „en panne“, aber wenigstens ist diesmal die Bergung zum nahe gelegenen, mit Langzeitstehern vollgeparkten Camping ‚Municipal‘ mitten in der Stadt wenigstens einfach.

Aber wie geht es nun weiter? Wir verbringen den ganzen nächsten Tag damit, rauszufinden, wie wir nun nach Casablanca und zum neuen Verteilergetriebe kommen. Sollen wir den Sprinter dorthin bringen lassen oder soll ich das VG mit einem Mietwagen dort abholen? Alle, von Hassan Mecanico, über den Campingchef und vielen weiteren, haben immer wieder neue Ideen und es wird viel telefoniert.
Gegen Abend, erst um 19 Uhr, tut sich dann eine Lösung auf. Es tauchen drei Typen von ‚Magique Drive‘ (Manager, Fatso und Fahrer) auf und bieten für morgen einen neuen Mietwagen inkl. Chauffeur an. So würden wir die 1100 km hin und zurück und das Auslösen des Teils an einem Tag schaffen, doch ich müsse das Auto für zwei Tage buchen. Ich gehe auf das Angebot ein, mache eine Anzahlung und wir verabreden uns auf morgen früh.
Um 5 Uhr tauchen zwei der Typen (Fatso und der junge Fahrer) tatsächlich auf, doch mit einem schmutzigen, alten Dacia. Aber was soll’s, es ist die einzige Option. Der Junge fährt, der Fatso pennt im Fond und wir kommen ca. um 11 Uhr am Flughafen Mohammed V in Casablanca an, wo wir nach einigem hin und her schliesslich um 12 Uhr beim Areal landen, wo sich das UPS-Lager und der Douane befinden.

Als ich vorspreche, wird mir von den UPS- und den Douane-Leuten lapidar erklärt, dass ich völlig falsch informiert sei und dass ich das Paket nicht selber auslösen könne, sondern einen sog. Interlocuteur brauche. Nach der ersten Fassungslosigkeit beginne ich, mich gegen die ständig neu auftauchenden „Zuständigen“ zur Wehr zu setzen, was mein Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen ungewöhnlich arg strapaziert. Doch schliesslich lohnt sich der Kampf und einer der Douane-Leute bei UPS lässt sich dazu herunter, sich der Sache anzunehmen. Er bereitet ein Verzollungsdokument vor, das ich dann auf der nahegelegenen Douane-Administration vorlegen und absegnen lassen muss. Wieder zurück im UPS-Lager gibt es noch die willkürlich festgelegten Zollgebühren („on vous a fait un bon prix“) und ungerechtfertigte, zusätzliche Depotgebühren zu bezahlen, wonach ich das Paket ausgehändigt bekomme.
Mit dem Teil im Kofferraum machen wir uns auf die Rückfahrt, der Junge fährt, der Fatso pennt wie gehabt, und um 21 Uhr bin ich auf dem Camping in Tiznit zurück – müde, aber glücklich das Austauschverteilergetriebe nach dieser Odyssee endlich bei uns zu haben!

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