Marokko

Episoden bis Foum El Oued

Auf der neuen Fast-Autobahn hoch oben über die Oueds,

durchs lässige Akhfennir

für ein paar Tage in den Parc National de Khenifiss

und via die Sebkha Tah

und Laayoune nach Foum El Oued.

Leider ist der kleine Stellplatz am Ende der Plage geschlossen und einem Servicecenter gewichen, doch Mokhtar ist noch hier, öffnet einem nach wie vor die Duschen und lässt einem den Wassertank füllen.

Nekropole im Oued Chbika

Nur knapp zehn Kilometer von seinem Einzugsgebiet im Jebel Zini – von da, wo wir es über eine schmale Furt überquerten – entfernt, wird das Oued Chbika zu einem teils gut einen Kilometer breiten Flussbett, das sich in der Ebene Gour Afçatai über 40km bis an den Atlantik erstreckt. Wie alle Oueds hier, hat auch das Chbika keinen permanenten Zufluss und ist normalerweise weitgehend trockenen. Man muss sich also vorstellen, wie das hier bei anhaltendem Starkregen ausschaut und das Flussbett geformt wird. Schon bei kleineren Regenfällen kann die Provinzstrasse jedenfalls in Senken im Schlamm versinken und wie letztes Jahr unpassierbar werden.

Die Gegend ist zwar ziemlich eintönig, doch an und auf den Garas, den flachen Anhöhen entlang des Oueds, gibt es einiges zu sehen. Da sind zum einen die Grotte des Sidi Ahmed Rguibi, wo der Prediger und Führer des grössten Sahraoui-Stammes gelehrt hat, aber vor allem diverse bequem zu erreichende, vorislamische und islamische Nekropolen. Darunter hat es grosse, sehr präzis geschaffene Antennengräber und auch kuriose Gebilde, wie zum Beispiel eine pfeilförmige islamische Grabstätte, ein einarmiges Antennengrab oder eines mit Tentakeln.

Das Geheimnis der „Medusa“, wie Jacques Gandini letzteres in seinem Gebietsführer treffend bezeichnet, hat Manfred Boelke auf Anfrage in kürzester Zeit gelüftet. Es handelt sich dabei um eine Überlagerung zweier um rund tausend Jahre auseinanderliegende Grabkonstruktionen, nämlich die eines Antennengrabes mit derjenigen einer Mosca, wie er mit seinen Überblendungen aufzeigt.

Wem das jetzt nur noch „Spanisch“ vorkommt, aber dennoch ein gewisses Interesse abringt, dem sei Manfreds Webseite Archeoland ans Herz gelegt.

Steinig von Msied bis Abteih

Bei Msied überqueren wir die Asphaltstrasse und fahren erstmal auf bzw. wegen dem Wellblech möglichst neben einer Trasseepiste dem letzten Ausläufer des Jebel Ouarkziz entlang. Nach etwa 35km biegen wir auf eine kleine holprige Piste ab, die über die Garat Al Mhirtiya direkt nach Westen zur Hügellandschaft des Jebel Zini führt.

Das Gelände ist extrem steinig und wird je näher am Berg, umso steiniger, so steinig, dass sogar die lokalen Steinenummerierer von einem Stein zum anderen aufgehört haben, einem noch zusätzlich Steine in den Weg zu legen. Wir hatten uns schon fast daran gewöhnt, immerhin waren sie ja ab Msied bereits beim 1443ten Stein 😉

Die Piste, die in den öden Tälern des Jebel Zini zunehmend schlechter wird, führt schliesslich am oberen Rand der Schlucht des Oued Bou Ibn Awoumous entlang über schräge Felsplatten und -stufen und dann einen Geröllhang runter in eine Mulde zum Zusammenfluss mit dem Oued Chbika. Nach der recht anspruchsvollen Querung des Oueds fahren wir auf die letzte Anhöhe vor Abteih und geniessen die Weitsicht über die Ebene Gour Afçatai bis fast ans Meer.

Dem Jebel Ouarkziz entlang

Der Jebel Ouarkziz ist eine schmale Bergkette südlich des Oued Draa. Seine maximale Höhe von 770m ist nicht überragend, doch seine West-Ost-Ausdehnung ist mit mehr als 350km immens und er reicht weit nach Algerien hinein.

Wir überqueren den Berg von Assa aus nicht auf der Nationalstrasse, sondern über ein kleines Pässchen und an den alten Befestigungsanlagen der marokkanischen Armee vorbei, die gegen die bis dahin erfolgreichen Angriffe der Polisario um 1980 erbaut wurden.

Auf der Südseite geht’s dann stets entlang den Oueds Tighzert und Lagtefa nach Westen bis Msied. Die Pisten sind meist hart, steinig und in den Canyons vor Msied sehr steinig, doch die Fahrt hat seinen Reiz.

Und unterwegs gibt es auch einiges zu erwandern, zu suchen, anzugucken und zu pflücken.

Um Hindernisse nach Akka

„D’où venez-vous ?“ – „De Paris.“ – „Et où allez-vous ?“ – „A Dakar.“
Bei den ersten zwei Militärposten zwischen Foum Zguid und Akka entlang der alten Piste ‚Rallye Paris-Dakar‘ bringen meine flapsigen Antworten die Soldaten noch zum Lachen und wir bekommen sogar Tee kredenzt. 😉
Weiter südlich vor dem Wall beim Oued Draa und nahe der algerischen Grenze ist’s mit dem Humor aber vorbei. Wir werden zuerst einfach auf eine andere Piste verwiesen, landen darauf vor einer unzweideutigen Sperre und auf der Suche nach einem Weg diese zu umfahren, stehen wir schon wieder vor Soldaten. Alle sind freundlich, funken, klettern zum Telefonieren auf ihren Wachturm, bieten uns Proviant an … und haben letztlich ihre Order. Da es hier offensichtlich keine Chance gibt, unerkannt an den unzähligen Posten und Pöstchen vorbeizukommen und auf der Paris-Dakar-Piste zu bleiben, geht’s also wie beim letzten Versuch wieder nach Norden.

Wir geben uns aber nicht geschlagen, fahren anderntags bis kurz vor Tissint, machen eine Spitzkehre und nehmen eine verwaiste, ziemlich üble Piste dem Jebel Bani entlang zurück in den Süden. Am Morgen nach einer weiteren Nacht lassen wir den, mit den Schuhen in den Händen überrascht aus seinem Hüttchen stürmenden und gestikulierenden Soldaten zwar noch rechts stehen, der, kaum sind wir wieder auf der Piste RPD, von hinten kommende, hupende und blinkende Landcruiser, lässt sich aber leider nicht einfach ignorieren. Einige Diskussionen, Funksprüche und 10km später sind wir beim etwas nördlich liegenden Poste de contrôle und nochmals einige Diskussionen und einen Tee später lässt man uns zurück auf die Piste RPD und weiter bis Akka fahren.

Das mag alles etwas dramatisch tönen, war es aber nicht. Wir verbrachten drei entspannte und lustige Tage auf abwechslungsreichen Pisten durch die Gegend hier, die wir diesmal dank der Regenfälle vom September/Oktober und damit dem Wasser in den Oueds und den grünen Landstrichen ganz anders erlebten.

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