Afrika 2024-2025

Tindouf – Beni Abbes – Timimoun

Nur 1300km auf Strassen und bloss drei Städtchen, aber schon ganze 14 Tage in Algerien!
Irgendwie haben wir die letzten zwei Wochen vertrödelt, haben beim socializen, essen und rumquatschen wohl die Zeit vergessen. Doch es ist halt einfach …

lässig in Tindouf, mitten in der Stadt, auf dem Hof vom Hotel Djebilet:

herzlich in Beni Abbes, neben der Eremitage Charles de Foucault und nah bei Freunden:

und schön in Timimoun, auf dem Camping ‚Rose de Sable‘ bei Mazouz und Mbrouk:

Sebkha El Melah

Von Beni Abbes aus fahren wir auf der Route de la Saoura zwischen den schwarzen Ougarta-Bergen und dem honigfarbenen Grand Erg Occidental nach Südwesten, um dann südlich des Grossen Ergs auf der RN51 in den Osten und nach Timimoun zu kommen.

Unterwegs, bei der Abzweigung nach Timmoudi, machen wir einen Abstecher in den Ougarta und gehen zu Fuss zur Falaise an seiner Westseite. Von hier hat man einen schönen Blick über den Sebkha El Melah, der nach den Regenfällen im letzten September seit 2012 das erste Mal wieder richtig mit Wasser gefüllt ist und einen See von 35km Länge und 7km Breite bildet.

Chinatrain

Der Weg von Tindouf nach Abadla im Osten ist langwierig und die Fahrt auf der schnellen RN50 langweilig. Die vier Ortschaften am Weg verfügen zwar über Tankstellen, Restaurants und Geschäfte, sind aber eher unattraktiv, und von den diversen Militärbasen ist hinter den martialischen Eingangsportalen an den Stichstrassen ausser einigen Hangars nicht viel zu sehen. Auch die vielen Gendarmerie-Checkpoints können uns nicht wirklich aufmuntern.

Deshalb sind wir diesmal den endlos der Strasse entlang liegenden Baustellen fast dankbar, sie bieten jedenfalls interessante Abwechslungen, die vor einem Jahr noch fehlten. Die Baustellen sind Teil des Projekts, die Eisenerzminen bei Gara Djebilet, südöstlich von Tindouf gelegen, mit der Stadt Béchar durch eine 950km lange Eisenbahnlinie zu verbinden. Die Arbeiten der ‚China Railway Construction Corporation‘ sind bereits ziemlich fortgeschritten und sollen bis Ende Jahr abgeschlossen sein.

„plein desert“ bis Tindouf

Der Standard-Route nach Tindouf sind wir bereits 2018 bis nach Bir Moghrein gefolgt, um von da eine kleine Runde in die nördlich davon liegenden, von der Polisario befreiten Gebiete der Westsahara zu unternehmen. Letztes Jahr sind wir dann unsere Kratertour nach Algerien gefahren, durch die Dünen zum Ténoumer, von da zum Tmimichat und dann einfach immer weiter nach Norden bis zur Grenze.
Heuer haben wir ausgeheckt, erstmal entlang der Versorgungsroute der Goldmineure bzw. Orpailleurs bis zum Tmimichat-Krater zu fahren, um von dort bis in die Region El Khzaim im Osten zu kommen und uns dann irgendwie nach Norden durchzuschlagen. Und genau so haben wir’s auch gemacht und sind dann nach fünf Tagen und grossartigen 1100km in Tindouf eingetrudelt … 

Erster Tag: Auf der Asphaltstrasse lassen sie uns beim SNIM-Checkpoint nicht weiter ins Eisenerzabbaugebiet. Also umfahren wir den massakrierten Guelb El Ghrein nördlich und kommen offroad nach etwa 60km auf die geplante Route nach Nordosten. Nach breiten, schnellen Pisten wühlen wir uns durch die komplett zerfahrenen Ausläufer des Sebketh Oumm El Drous und an den Goldminen beim Sfariat Ridge vorbei zu einem der hier typischen flachen, grauen Felsriegel. (223km, 3 Pickups, 1 Lastwagen)

Zweiter Tag: Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und ist morgens noch stark bewölkt. Doch wir kommen, an diversen präislamischen Grabstätten und einigen Goldgräberlagern vorbei, bei schönem Wetter zum Krater Tmimichat. (175km, 1 Pickup, 1 Kamelkarawane)

Dritter Tag: Das Versorgungscamp am Tmimichat wurde seit dem Vorjahr etwas mehr nach Süden verschoben und neben dem Laden und dem Resto ist noch eine Tankstelle dazugekommen. Wir verlassen das Camp nach Osten und über endlos scheinende Ebenen erreichen wir in oft schneller Fahrt die Region El Khzaim und die südwestlichen Ausläufer der Dünenketten des Erg Iguidi – plein desert! (265km, 0 Fahrzeuge)

Vierter Tag: Kleinen Dünen entlang und diese hin und her querend geht’s in den Nordwesten und zu den Nekropolen bei Barh Neyef und dann noch zu einem Antennengrab bei En Nsour im Nordosten – plain desert! (167km, 0 Fahrzeuge)

Fünfter Tag: Nach 20km stossen wir nicht ganz unerwartet auf ein neu geschobenes Trassee, vermutlich ein Teilstück der neuen Transsaharienne. Das Trassee verschwindet aber nach wenigen Kilometern wieder im Sand und schon bald befinden wir uns auf einer der Standard-Pisten zur algerischen Grenze. Diese etwa 100km der Westsahara entlang verlaufenden Pisten führen alle über holprigen, meist harten Grund und sind ziemlich mühsam. Auch direkt vor der Grenze hat sich im Hinblick auf die geplante Asphaltstrasse, ausser einem knapp 8km langen Trassee noch nichts getan. Nach dem Grenzübertritt, der auf beiden Seiten freundlich und problemlos von statten geht, auf maurischer Seite das Ignorieren einer Ausreisegebühr erfordert und auf algerischer Seite mangels Französischkenntnissen der Zöllner etwas länger dauert, lassen wir uns die Eskorte nach Tindouf ins Hotel Djebilet müde gefallen. (271km, 1 RAV4)

Alles Filter oder was ?

Eigentlich wollen wir Atar schon längst nach Norden verlassen und haben es auch schon zweimal versucht.
Das erste Mal wollten wir auf der recht anspruchsvollen El Hassiane-Route nach Zouérat, haben die Fahrt aber wegen Unstimmigkeiten, temporärem Motivationsmangel und nicht zuletzt wegen einigen spontanen Abschaltungen des Motors abgebrochen. Also ging’s, nach einem Abstecher auf der im letzten Jahr wieder instand gestellte Piste durch den Amogjar-Canyon zum gleichnamigen Pass, zurück nach Atar. Unterwegs kam es zu keinen weiteren Problemen mit dem Motor und ich konnte auch keine Hinweise auf irgendeinen Defekt finden. Also machten wir uns das zweite Mal auf den Weg nach Norden, diesmal bequem auf dem Asphalt der RN1. Doch leider kam es unterwegs wieder und immer häufiger zu den Motorabschaltungen, sodass wir kurz nach Choum abermals drehten und zurück nach Atar fuhren.

Nun sind wir also wieder im ‚Bab Sahara‘ und können uns hier in Ruhe der seltsamen Sache annehmen, dass unser Motor bei grosser Last mit einer EDC-Warnung spontan abstellt, danach aber problemlos neu gestartet werden kann.
Die Diagnose fällt einhellig und einleuchtend aus: die Spritzufuhr ist ab einer gewissen Last unzureichend. Doch wo’s genau hapert, gilt es noch zu klären; in Frage kommen die Tankentnahme, Leitungen, der Dieselfilter, die Förder- oder die Hochdruckpumpe.

Auch mit einer „alternativer Dieselversorgung“ bleibt jedoch der Effekt bestehen, also liegt es weder an der Tankentnahme noch an verstopften Leitungen.

Einen Ersatz für den Dieselfilter habe ich nicht dabei, doch mein Versäumnis lässt sich erstaunlich leicht korrigieren. Bei Abdellahi mit Foto bestellt, sind zwei solche aus Nouakchott bereits anderntags hier und einer davon auch schnell verbaut. Und nach dem Aufschneiden des alten Filters ist klar, dass wir wohl die Ursache des Übels gefunden haben, denn das Filtergewebe ist von einer schleimigen, schwarzen Pampe schon fast zugeklebt.

Leider lässt sich das aber nicht gleich überprüfen, weil nach dem dritten Startversuch und einem seltsamen Geräusch der Anlasser nur noch leise säuselt. Sicherungen checken, Kurbelwelle leicht drehen, fluchen … das alles hilft nichts und nach dem Ausbau des Starters wird auch klar warum. Also ist wiederum Abdellahi gefragt, der den wohl einzigen in Nouakchott auffindbaren passenden Austauschstarter von Mercedes ziemlich vergoldet. Aber für das viele Geld halte ich das Teil tatsächlich am nächsten Morgen in den Händen und montiere es umgehend. Nach einigen, erst erfolglosen Startversuchen füllen wir den Kraftstofffilter nochmals fein säuberlich mit einer Spritze randvoll und bringen danach den Motor mit dem letzten Saft der Batterie zum Laufen – heureka 🙂

Auf der darauf folgenden Probefahrt läuft der Motor auch unter Volllast einwandfrei, was zeigt, dass die Abschaltungen tatsächlich auf den extrem verdreckten Dieselfilter zurückzuführen waren. Offen bleibt aber, woher der Dreck im Diesel kommt und wieviel davon noch im Tank ist? Doch für diesen Fall haben wir nun ja einen weiteren Filter im Gepäck 😉

Übrigens, herzlichen Dank an Dominik Pfister (LARAG), Hysni Gashi, Marc Stutz (MERBAG) und Michi (aus Bayern) für Eure wertvollen Tipps !

Nach Atar ins Bab Sahara

Viele unserer grösseren Touren in Mauretanien, seien sie im Norden, im Osten oder Süden des Landes, begannen oder endeten im zentral gelegene Atar. Auch diesmal, nach der langen ‚Elefantenfelsen‘-Route, zieht es uns von Tidjikja her dahin.

Und in Atar freuen wir uns jedes mal von Neuem aufs ‚Bab Sahara‘, auf die kleine, sympathische Camping-Auberge mit der liebenswürdigen Chefin und dem überaus netten und hilfsbereiten Staff. Hier gibt es Schatten spendende Bäume, lauschige Stellplätze, Katzen, Vögel, abends exquisites Essen und manchmal sogar Kino.

Justus, den wir heuer im ‚Bab‘ nicht mehr begrüssen konnten, hat das alles in den letzten drei Jahrzehnten liebevoll aufgebaut. Seine Ideen prägen hier alle Details, in den vielen angesammelten Dingen, die’s hier zu bestaunen gibt, stecken seine Geschichten und die 125 von ihm zusammengetragenen, alten Türen geben dem Ort seinen Namen.
Leonie sei Dank dafür, dass die „Tür zur Sahara“ das ist und bleibt, was es immer war, ein Ort um sich auszuruhen oder einfach bloss wohl zu fühlen.

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