Afrika 2024-2025

Um Hindernisse nach Akka

„D’où venez-vous ?“ „De Paris.“ „Et où allez-vous ?“ „A Dakar.“
Bei den ersten zwei Militärposten zwischen Foum Zguid und Akka entlang der alten Piste ‚Rallye Paris-Dakar‘ bringen meine flapsigen Antworten die Soldaten noch zum Lachen und wir bekommen sogar Tee kredenzt. 😉
Weiter südlich vor dem Wall beim Oued Draa und nahe der algerischen Grenze ist’s mit dem Humor aber vorbei. Wir werden zuerst einfach auf eine andere Piste verwiesen, landen darauf vor einer unzweideutigen Sperre und auf der Suche nach einem Weg diese zu umfahren, stehen wir schon wieder vor Soldaten. Alle sind freundlich, funken, klettern zum Telefonieren auf ihren Wachturm, bieten uns Proviant an … und haben letztlich ihre Order. Da es hier offensichtlich keine Chance gibt, unerkannt an den unzähligen Posten und Pöstchen vorbeizukommen und auf der Paris-Dakar-Piste zu bleiben, geht’s also wie beim letzten Versuch wieder nach Norden.

Wir geben uns aber nicht geschlagen, fahren anderntags bis kurz vor Tissint, machen eine Spitzkehre und nehmen eine verwaiste, ziemlich üble Piste dem Jebel Bani entlang zurück in den Süden. Am Morgen nach einer weiteren Nacht lassen wir den, mit den Schuhen in den Händen überrascht aus seinem Hüttchen stürmenden und gestikulierenden Soldaten zwar noch rechts stehen, der, kaum sind wir wieder auf der Piste RPD, von hinten kommende, hupende und blinkende Landcruiser, lässt sich aber leider nicht einfach ignorieren. Einige Diskussionen, Funksprüche und 10km später sind wir beim etwas nördlich liegenden Poste de contrôle und nochmals einige Diskussionen und einen Tee später lässt man uns zurück auf die Piste RPD und weiter bis Akka fahren.

Das mag alles etwas dramatisch tönen, war es aber nicht. Wir verbrachten drei entspannte und lustige Tage auf abwechslungsreichen Pisten durch die Gegend hier, die wir diesmal dank der Regenfälle vom September/Oktober und damit dem Wasser in den Oueds und den grünen Landstrichen ganz anders erlebten.

Foum Zguid muss sein

Wie jedes Mal in Marokko zieht es uns einmal nach Foum Zguid, an den Ort, wo das Wasser des Oued Zguid den grössten der Einschnitte durch den Jebel Bani am Südrand des Anti-Atlas gefressen hat. Welche Wassermassen sich hier während starker Regenfälle ungeduldig und kraftvoll in die Wüste zwängen können, wurde anfangs Oktober wieder einmal deutlich und ist bei der Einfahrt in den Ort unübersehbar.

Obwohl das Städtchen nur unweit des Parc National du Lac Iriki mit den bekannten Dünen des Erg Chegaga liegt, ist es für Touristen und Reisende eher ein Durchgangsort und einfach geblieben.

Und wie jedes Mal in Foum Zguid stellen wir uns für ein paar Tage auf den charmanten Camping ‚Khayma Park‘, der im ruhigen Teil der Stadt am Rand der Palmerie liegt. Von hier zu den legendären Frites im Resto ‚Chegaga‘ am zentralen Rondell kommt man zu Fuss in einer knappen Viertelstunde und in der anderen Richtung befindet sich etwa gleich weit entfernt der neue Souk am Stadtrand hinter der Moschee. Dieser ist zwar nicht mehr so urchig wie der alte im Stadtzentrum, bietet aber viel mehr Platz und wird so seiner regionalen Bedeutung gerecht.

Über den Jebel Siroua und nach Süden

Schon 10km östlich der Barrage Aoulouz kommen wir zur nächsten, der Barrage Mokhtar Soussi, wo die Bauarbeiten zur Erhöhung der Staumauer von 50 auf 100m und damit der Kapazität von 40 auf 280 Mio. m3 voll im Gange sind. Der deshalb momentan leere Stausee liegt am Westfuss des Djebel Siroua, einem eigenständigen Bergmassiv zwischen dem Hohen Atlas und dem Anti-Atlas, aus welchem er dereinst hoffentlich auch wieder sein Wasser beziehen wird.

Gleich hinter dem „See“ führt uns die gute Regionalstrasse weiter nach Osten und kontinuierlich in die wenig besiedelten, steinigen Höhen des Siroua. Ab dem Dörfchen Askaoun auf knapp 2000m geht’s dann auf einer vorerst breiten, später schmaler werdenden Schotterpiste weiter, die sich ab etwa 2400m Höhe in einen teils schlammigen, teils schneebedeckten Pfad verwandelt. Die Überquerung des Tizi N’Melloul (2515m) wird so auf 7km Länge zu einer recht rutschigen Sache, doch die zwei steilen Haarnadelkurven in der Abfahrt liegen westwärts und netterweise bereits in trockenem Gelände und wir stossen unten auf 2000m schadlos wieder auf Goudron.

Anderntags geniessen wir die gemütliche Fahrt über weitere zwei Tizis in grandioser Landschaft nach Süden raus aus dem Djebel Siroua und dann dem Oued Ou Hmidi entlang und an unzähligen Bienenkästen vorbei durch den Anti-Atlas nach Foum Zguid.

Und nochmals über den Haute Atlas

Auf der Weiterfahrt nach Süden wollen wir die dicht besiedelte und verkehrsreiche Agglo Agadir vermeiden. Also geht’s von Essaouira auf kaum befahrenen Strassen direkt nach Südosten, zuerst durchs hügelige Vorgebirge stets ansteigend bis auf das ‚Grand-Plateau des Ida ou Bouzia‘, dann steil runter ins breite Oued Issen und auf der anderen Seite kurvig in die Höhen des westlichen Hauptkamms des Hohen Atlas.

Von unserem Übernachtungsplatz auf 1663m windet sich die Strasse auf weniger als 20km um mehr als 1300Hm wiederum steil und kurvig runter nach Süden in die Souss-Ebene, die wir entlang Plantagen und riesigen Plastiktreibhallen bis an ihr östliches Ende bei der Barrage Aoulouz durchfahren.

Der gerade erstaunlich gut gefüllte Stausee ist heute eine der Lebensadern des übernutzten Intensiv-Landwirtschaftsgebietes des Souss, das sich von hier über etwa 150km bis zum Atlantik erstreckt. In den letzten 20 Jahren ist der Grundwasserspiegel in der Ebene von 30m auf eine Tiefe von 270m gesunken, ein weiteres Indiz für den dramatischen Wasserstress der sich in Marokko anbahnt.

Via Safi nach Essaouira

Die erste Fahrt im neuen Jahr führt uns via Safi ins Hinterland von Essaouira.

Wir sind dort zu Besuch bei einem uns vom letzten Mauretanienaufenthalt bekannten Pärchen, das dort in einem ausgesprochen stilvoll gestalteten Haus mit lauschigem Garten lebt, und geniessen zwei lässige und gemütliche Tage mit vielen interessanten Gesprächen bei sehr gutem Essen – lieben Dank Euch Zweien!

Nouvel An an der Plage Sdau

Seit dem 30. Dezember sind wir hier an der Plage Sdau, zwischen dem Strand und den Gärten und Feldern der hiesigen Bauern an den Hängen zum Cliff direkt hinter uns.

In der ersten Nacht musste ich zwar unseren schönen Platz gegen die sechs Organwalter, die um Mitternacht wie Banditen lärmig ans Auto polterten und zu begründen versuchten, warum wir hier nicht bleiben könnten, im Pyjama verteidigen: „Je suis le seul responsable de notre sécurité et il n’est absolument pas besoin que vous voyiez nos passeports – point.“ Dabei blieb ich und irgendwann hat das dann verfangen und sie zogen ab.
Seit da ist’s aber gut und die Leute, die hier etwas zu tun haben, die Bauern, Hirten und Fischer und auch die Soldaten vom entfernten, kleinen Küstenposten sind sowieso einfach nur freundlich und heissen uns willkommen: „Passez de bons moments ici au Maroc.“

Diese Freundlichkeit, der Lärm der Brandung, die Weite des Meeres und die Ruhe dieses Ortes insgesamt lässt uns das letzte Jahr, das uns persönlich wenig Gutes brachte, versöhnlich abschliessen.

Auf unseren Spaziergängen werden aber auch die Herausforderungen, mit denen die fleissigen Kleinbauern hier im Jahr 2025 weiterhin konfrontiert sein werden, klar.

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