Marokko


Rund um Tafraout

Tafraout ist schon eher touristisch, doch zumindest in der Winterzeit ist’s auf dem kleinen Markt und dem farbigen Souk, wo Babouches, Safran, Arganöl und urchige Metallwaren feil gehalten werden, sympathisch ruhig.

Berühmt ist das Städtchen insbesondere für seine Lage inmitten einer bizarren Felslandschaft direkt am Südfuss der westlichsten 2000er des Antiatlas.

Doch nebst dem bröseligen Granit, der mit Farbe vor Erosion geschützt werden muss, gibt es hier zähes und stacheliges Leben, Jäger, die der Antilopenkacke nachsteigen und Ziegen, die so richtig auf die Blätter der Arganbäume stehen.

… und weiter bis Tafraoute

Nach drei entspannten Tagen in Foum Zguid starten wir unsere zweite Antiatlas-Etappe.

Auf einer Piste im breiten Oued am Südrand der Gebirgskette fahren wir zuerst nach Westen, bis wir auf eine kleine Strasse treffen, die nach Norden in die Berge führt. Auf der öfter von Hochwasser und Bergrutschen stark beschädigten Strasse, geht’s durch grüne und gepflegt Oasen bis in den fruchtbaren Canyon von Agouinane.

Was uns hier im Talkessel erwartet, ist schlicht spektakulär: Auf einer Horizontaldistanz von 600m sind auf einem 1.5km langen, gerade so Sprinterbreiten, sich direkt am Abgrund entlang windenden, teils betonierten Weg 180 Höhenmeter zu überwinden – Pech hat der, dem hier jemand entgegen kommt 😕

Bis Tafraoute sind wir danach ebenso auf einsamen Geröllpisten durch Oueds, wie auch auf recht guten Strassen eng durch Oasen, serpentinig über Pässe und im hügeligen Hochland so zwischen 1100m und 1900m rauf und runter unterwegs. Die karge, manchmal öde Landschaft hier im westlichen Antiatlas kontrastiert immer wieder mit der scheinbar boomenden Bautätigkeit.

Nach Foum Zguid …

Eigentlich wär’s nah, auf der RN17 via Zagora würden bequem drei Stunden nach Foum Zguid reichen. Doch wir wollen unserer diesmal gebirgslastigen Durchquerung Marokkos, nun im Antiatlas, treu bleiben.
Als Nebeneffekt erhoffen wir zudem, weitere Begegnungen mit exoplanetarischen HIs zu vermeiden.

Also machen wir den “boucle nord”, fahren zum Übernachten auf den Tizi N’Tazazert (2312m) eben nach Norden, dann runter ins Dadestal, diesem entlang westwärts nach Ouarzazate, wo’s eine 300DH Busse für’s Gurt-nicht-tragen, dafür aber Bier im Carrefour gibt, und auf der ‘Route de l’Oasis de Fint’ wieder und weiter in den Süden.

Statt drei flache Stunden, werden es so halt drei steile Tage bis ins lässige Foum Zguid.

Felszeichnungen in Ait Ouazik

Felsgravuren aus der Jungsteinzeit (10’000 – 2’000 v.u.Z.) gibt es in Marokko zuhauf und wir haben auch schon viele davon besucht. Die verschiedenen Techniken (geritzt, gepunzt, geschabt) und die je nach Epoche unterschiedlichen Motive machen sie immer wieder interessant.

Die bedeutende Fundstelle bei Ait Ouazik liegt etwas erhöht am Rand eines prähistorischen Sees und umfasst geritzte Darstellungen von Tieren und Fangwerkzeugen, die etwa 8’000 Jahre alt sein sollen.

Das Schweigen der Sperren

Nachdem wir 50km vor Zagora auf der RN17 gelandet sind, die Reifen für den Asphalt wieder aufgepumpt haben und ich die Zündung einschalte, fehlt das typische “Knurren” der Unterdruckanlage, welche für die Zu- und Wegschaltung der Differentialsperren und der Untersetzung zuständig ist.
Und tatsächlich: All die schönen Schalter bewirken gar nichts mehr, die zugeschaltete Längssperre bleibt drin und die ausgeschalteten elektronischen Steuerprogramme bleiben aus bzw. deren Warnleuchten ein.

An ein normales Fahren auf harter Strasse ist so nicht zu denken, die Antriebsstränge wären bald futsch. Ich mache mich also vor Ort auf die Fehlersuche: Erstmal checke ich die Sicherungen, aber keine ist durchgebrannt. Die Umluftklappe funktioniert, also ist auch die Unterdruckpumpe ok und die Schläuche, die von der Pumpe abgehen, scheinen ebenfalls alle in Takt zu sein.
Die aufkommende, leichte Verzweiflung ob der nun ziellos werdenden Suche und dem Verdacht, ein elektronisches Steuerungsteil sei defekt, muss verdrängt werden. Also rufe ich in meiner Stammgarage, der Merbag Zürich Nord, an, wo ich von Herrn Soom und Herrn Sonderegger geduldig Hinweise erhalte, wo und wie konkret weitergesucht werden kann.

Dazu ist’s mir am Platz aber zu heiss und wir fahren offroad einige hundert Meter zu einer Akazie, wo’s ein wenig Schatten hat. Unterwegs fällt mir auf, dass auch die Tiptronic nicht mehr geht und es ist klar, dass der Defekt etwas mit der Elektronik zu tun haben muss.
Da das ganze Zeugs unter dem Fahrersitz verbaut ist, ist der Zugang recht mühsam, doch nachdem die Abdeckungen weg waren, kommt sofort Erleichterung auf: Da sind zwei herrenlos gewordene Drähte zu sehen, schön abisoliert, einfach irgendwo rausgerutscht. Auch wo sie hingehören ist bald klar, an ein Steuerklötzchen nämlich, das seinen Sitz verlassen hat und in den Drähten hängt.

Die Arbeit ist etwas nifelig, doch schon bald sind die Käbelchen neu gecrimpt und das Klötzchen mit einem Kabelbinder fixiert.

Schlüssel rein, Zündung ein, und es “knurrt” und “schnurrt” wieder, dass es eine Freude ist.

Lac Maider zum vierten

Nach zwei Tagen in der Kleinstadt Goulmima gönnen wir uns erstmals auf dieser Reise ein bisschen Wüste, umfahren die östlichen Ausläufer des Antiatlas auf Pisten und halten uns so von den grösseren Touristenorten fern.
Dabei kommen wir zuerst an der ‘Stadt des Orion’ und der ‘Himmelstreppe’ des deutschen Künstlers Hansjörg Voth vorbei, dann entlang des Oued Ghreris an der Geisterstadt Ba Habou und zum vierten Mal auf neuem Weg an der kleinen Oase Ramlia nach Westen zum Sebkhet Lac Maider.

Hoch hinaus …

Um in den Süden zu kommen, wollen wir diesmal das Rifgebirge, den Mittleren und den Hohen Atlas möglichst direkt auf kleinen Strässchen und Pisten durchqueren. Das Wetter ist schön und warm und es ist auch hoch oben in den Bergen noch kein Schnee gefallen. Nach zwei Tagen am Meer geht’s also los, auf die letztlich rund 1000km lange Berg- (19km) und Talfahrt (18km):

Der Anstieg von Meereshöhe ins Rif ist rasant und die enge Bergwelt vereinnahmt einem schnell: abgelegen, aber nicht einsam, arm, gepflegt, keine Fahrzeuge, viele Olivenhaine, die Ernte ist im Gange …

Runter geht es nach Taza, zwischen dem Rif und dem Mittleren Atlas gelegen, dann durch den Tazekka-Nationalpark sofort wieder in die Berge. Auch hier sind zuerst noch viele Oliven- und Mandelbäume zu sehen, auf der Südseite hingegen immer mehr Obstplantagen.

Nach einer kurzen Strecke am westlichen Rand des Rekkam-Plateaus entlang kommen wir nach Midelt, der Hauptstadt der Äpfel – I pomme Midelt! – von wo es nochmals richtig in die Höhe geht, in den Hohen Atlas eben. Die Nacht auf über 2600m war entsprechend kalt.

Cala Iris, wie immer

Nach der ersten Nacht in Marokko, an der Plage Oued Laou, wo’s vermutlich im Sommer von Badegästen wimmelt, momentan aber nur von Hunden, fahren wir nach Cala Iris.

Hier verbrachten wir schon auf den letzten Reisen die ersten paar Nächte und geniessen auch diesmal die mediterrane Atmosphäre in der Bucht mit dem kleinem Fischerhafen.