Senegal


Mauretanien und Sahara Libre

Wir sind nun im Senegal und der Zugang zum Internet ist, zumindest im Vergleich zu Mauretanien, sehr gut. Wir können also wieder fortfahren, von unserer Reise aktuell zu berichten 🙂

Das Schreiben der fehlenden Beiträge zu den Erlebnissen in Mauretanien und der Sahara Libre vom Februar stellen wir vorläufig zurück, also müssen halt für den Moment die Reiseroute und die achthundertsiebzig Föteli als “pauschaler Bericht” dazu genügen. Hier eine kleine Auswahl …

Über den Senegal in den Senegal

Über die Piste auf dem Damm durch den Nationalpark Diawling erreichen wir den Senegalfluss und damit die Grenze zwischen Mauretanien und dem Land Senegal. Dank der üblen Zufahrt und der für schwere LKWs untauglichen Brücke wird dieser Grenzübergang wenig angefahren. Die Abfertigung läuft dann auch sowohl bei der Ausreise in Birette als auch bei der Einreise in Diama wie “geschmiert”: fünf mal Barriere und einmal Brücke à jeweils 10 Euros und schon stehen wir nach einer Stunde entspannt im Senegal.

Sogleich machen wir uns auf den Weg nach Saint Louis, wo wir uns mit Freunden verabredet haben. Dank der guten Strasse sind die 30km dorthin trotz der vielen und krassen Speedbumps ein Klacks und nachdem wir uns mit Francs CFA und einer Internet-SIM eingedeckt haben, sitzen wir schon mit Irene und Giorgio auf dem Dach des kleinen Hotels Sunu Keur auf der Ile de Saint Louis bei einem ‘Gazelle’, dem ersten Bier seit langer Zeit.

Der Stadtteil Ile de Saint Louis liegt geschützt zwischen dem Festland und der vorgelagerten Landzunge Langue de Barbarie im Mündungsbereich des Senegalstroms und ist über eine Brücke zugänglich. Die farbige und lebendige Stadt lebt vor allem vom Tourismus und von der Fischerei.

Via Dakar an den Lac Rose

Nach einer Nacht neben der Schule eines Marabouts, wo Kindersklaven pausenlos Koranverse brabbeln und betteln müssen, verlassen wir das schöne Saint Louis. Wir haben an der Grenze die schikanöse Auflage erhalten, das ‘Carnet de Passage’ (Zolldokument fürs Auto) innert 72 Stunden in Dakar beim Zoll abstempeln zu lassen. Die Zeit reicht aber noch für einen gemeinsamen Tag mit Irene und Giorgio bei der Zebrabar am Meer, wo wir dann auch übernachten.

Die Strasse nach Dakar ist zwar gut, doch die vielen Ortschaften, die Speedbumps und die unzähligen Kontrollstellen bremsen einen ganz schön aus. Nach 5 Stunden haben wir die 250km aber hinter uns und ruckeln den letzten Kilometer durch den Stossverkehr zum Hafen.

Um 15 Uhr klopfe ich den zuständigen Zollbeamten aus seinem Mittagsschläfchen, darf ihm beim Socken und Schuhe anziehen zusehen und bin ziemlich erstaunt, wie smart er die Sache mit dem Carnet abwickelt.
Danach flüchten wir aus der Stadt zum etwas nordöstlich gelegenen Lac Rose. Seinen Name hat der Salzsee den Cyanobakterien zu verdanken, die ihn zeitweise stark rosa färben. Ausserdem ist er mit 380g Salz pro Liter Wasser für die Salzgewinnung bedeutend.

Entlang der Küste zum Siné-Saloum Delta

Seit dem 2. März sind wir im Senegal und geniessen hier das erste Mal auf unserer Reise so richtig warmes Wetter. Nach den drei eher spartanischen Reisemonaten weiter nördlich beschliessen wir deshalb, erstmal ein paar Tage “Ferien am Meer” zu machen und fahren dazu nach Palmarin im Siné-Saloum Delta.

Wir finden einen schönen Platz auf einem Campment direkt am Meer, das zwar seine besten Tage hinter sich hat, aber vom sympathischen Verwalter mit einfachen Mitteln wieder hergerichtet wird.

Neben den wenigen Reisenden gibt es hier auf dem Camp die verschiedensten Gäste.

Welcome to The Gambia

Der Weg nach The Gambia führt uns durch die grosse Stadt Kaolack und auch sonst durch sehr dicht besiedeltes Gebiet, wo es uns eher mässig gefällt. So machen wir noch vor der Grenze einen Abstecher über Pisten in die Baumsavanne, entlang vieler kleiner Dörfer in der Region des Flusses Bao Bôlon – erstaunlich, wie schnell sich die Szenerie, nur wenige Kilometer von der Asphaltstrasse entfernt, ändert.

Die Ausreise aus dem Senegal ist bis auf die Warterei, die sich daraus ergibt, dass für die drei Douaniers genau ein Stylo da ist, ganz ok. Bei den Gambiern haben wir aber ziemlich Stress, weil ich verhindere, dass einer von der Police uns für Geld und ohne Quittung einen total überflüssigen Stempel ins Carnet de Passage drückt. Nachdem ich erkläre, wieder in den Senegal zu gehen und zurück beim Immigration-Office am Rande erwähne, dass ich in einer Antikorruptionskommission sei, ist dann der Stempel plötzlich kein Thema mehr. In der nahegelegenen Stadt Farafenni lösen wir noch die Visa und suchen uns als erstes einen schönen Platz am Gambia River.

In der Casamance

Der Grenzübertritt von Gambia in die Casamance, die Region im Südwesten Senegals, gestaltet sich recht unkompliziert und so gelangen wir in kurzer Zeit von Gunjur ins kleine Fischerdorf Abéné, wo wir bei Faturomé einen schönen, ruhigen Platz finden.

Zwei Tage später geht’s ins Landesinnere, wo die zunehmenden Strassenkontrollen durch das Militär zeigen, dass der über 30-jährige bewaffnete Konflikt zwischen der lokalen Autonomiebewegung und der Zentralregierung noch nicht beendet ist. Wir verbringen den Ostermontag in der schönen Regionshauptstadt Ziguinchor am Casamance-Fluss, fliehen dann aber nach einer feuchtheissen Nacht in einem Stadtpark vor der extremen Hitze erneut ans Meer, diesmal in die südwestlichste Ecke Senegals.

Anniversaire de l’Indépendance

Am 4. April 1960 erlangte Senegal die Unabhängigkeit als souveräner Staat. In den kleineren Städten feiert man den nationalen Unabhängigkeitstag aber ein bis zwei Tage früher, um die grosse Feier vom 4. April in der Hauptstadt Dakar nicht zu konkurrieren. So standen wir in Bignona am 2. April unvermittelt mitten in einem solchen lärmigen und farbigen Fest mit pathetischen Reden von Offiziellen, lustigen Auftritten von Schulkindern, Sportlern und Kooperativen und eher ernsten Paraden der Gendarmerie, der Pompiers und vom Militär, begleitet von Cheerleaders und Musikanten.

Bom dia Guinea Bissau

Trotz der Temperaturen von bis zu 40°C abseits der Küste halten wir am Plan fest, auch Guinea Bissau zu besuchen. Dazu kehren wir erstmal nach Ziguinchor zurück und ergattern uns auf dem dortigen Consulado des Landes die nötigen Visa. Nach einigen weiteren Besorgungen, 20km Fahrt und dem einfachsten Grenzübertritt auf unserer bisherigen Reise befinden wir uns in São Domingos im Norden Guinea Bissaus. Und auch hier lockt das Meer, das wir auf einer anstrengenden Piste durch unterdessen subtropischen Wald beim kleinen Ort Varela erreichen.

Via Pirada zurück in den Senegal

Saltinho war der südlichste Punkt unserer Reise und wir sind nun eigentlich auf dem Heimweg. Da die extreme Hitze ein entspanntes Reisen ohnehin kaum mehr zulässt, wollen wir erstmal zügig zurück nach Mauretanien. Den Niokola Koba Nationalpark im Osten vom Senegal wollen wir allerdings nicht auslassen und so machen wir uns auf den Weg nach Pirada, dem östlichsten Grenzübergang zwischen Guinea Bissau und dem Senegal.

Von Bambadinca kommen wir vorbei an Reisfeldern schon bald nach Bafatá, die mit knapp 30’000 Einwohnern zweitgrösste Stadt des Landes. Das koloniale, portugiesisch geprägte Quartier unten am Rio Geba ist ausser der renovierten Kathedrale heruntergekommen und wirkt verlassen. Auch das Restaurant mit Schwimmbad hat seine besten Tage hinter sich, wir bekommen aber immerhin noch ein schön kaltes Bier.

Danach geht’s weiter bis nach Gabú, wo wir auf eine ganz passable Piste in den Norden abbiegen. Die Piste führt durch grössere, noch zusammenhängende Urwaldstücke, was dem hiesigen Schutzprogramm zu verdanken ist. Kurz vor der Grenze fahren wir von der Piste in ein trockenes Flussbett, stellen uns in den Urwald und geniessen einen paradiesischen letzten Abend in Guinea Bissau trotz Hitze und etlicher Moskitos.

Anderntags sind wir dann schon früh in Pirada und nach korrekten und recht effizienten Prozedere haben wir die Grenze schnell hinter uns. Doch schon im nächsten Dorf, wo wir uns ein Eiersandwich machen lassen, wird uns klar gemacht, dass wir wieder im Senegal sind.

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